Triggerwarnung zu Psychischer Gewalt, Physischer Gewalt, Sexismus, Traumata, Psychische Gesundheit
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Warum wir diese Texte hier auf unserer Homepage veröffentlichen: Das AZ soll ein Neuanfang für das Hafermarkt Vorderhaus sein. Die vorher Bewohnenden sind ausgezogen, und haben strukturell nichts mit dem AZ zu tun. Der Diskurs zu den Konflikten wird jedoch weiter geführt und zwar auch im Bezug auf das AZ. Deswegen veröffentlichen wir hier jetzt ein paar Statements und Texte von den ehemaligen Bewohner*innen des Hafermarkt Vorderhaus.
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Statement der ehemaligen Bewohner*innen des Hafermarkt Vorderhauses zum „Informationsabend zur Konfliktsituation“ von Mittel- und Hinterhaus am 20.8.2022, zu unserem Auszug und zum AZ Hafermarkt:
Wir wissen nicht, was genau bei diesem „Informationsabend“ passieren soll und was und wie genau dort der „Ereignisverlauf“ dargelegt wird und was er beinhalten wird. Wir, die ehemaligen Bewohner*innen, werden auch nicht dort hingehen, um das herauszufinden. (Wir gehen davon aus, dass es eine einseitige Schlammschlacht zu deren Gunsten werden wird). Wir wissen aus Gesprächen, die wir in den letzten anderthalb Jahren mit Menschen geführt haben, die uns angesprochen haben, um unsere Sicht auf den/die Konflikt(e) zu erfahren und von Freund*innen, die von Supporter*innen von Hinterhaus-Bewohnenden angesprochen wurden, wie der Diskurs über den/die Konflikt(e) großtenteils geführt wird und welche Unwahrheiten im Umlauf sind. Auch die „Statements“ von Supporter*innen, die in den letzten Wochen und auch in den letzten anderthalb Jahren verbreitet werden, zeigen uns nur wieder, wie mit einseitigen Informationen und Unwahrheiten mobil gemacht wird. (Zwar wird gesagt, es würde keine Mobilisierung stattfinden und die „Support-Statements“ würden ohne Aufforderung geschrieben werden, wir wissen jedoch von mindestens einer Gruppe, die (sogar mehrfach) von Hinterhausbewohnenden und deren Supporter*innen dazu aufgefordert wurden, sich zu ihnen „politisch zu verhalten“ und das auf der Basis von Lügen.)
Das Austragen der Konflikte nach außen und das massive Verbreiten von scheinbaren „Informationen“ (ja vermutlich gibt es mehrere Wahrheiten, also Sichtweisen auf den Konflikt; manches hat mit Einseitigkeit zu tun, einiges ist aber auch einfach gelogen, bzw. es fehlen relevante Details) an Personen, die absolut nichts mit den Konflikten zu tun haben, haben wir von Anfang an für falsch und destruktiv gehalten und das auch intern kommuniziert und kritisiert. Der vormals interne Konflikt und auch Plenumsinterna (u.a. sogar Zitate) wurden von Anfang an massiv nach Außen getragen und das ist im Nachhinein auch der Hauptgrund, weswegen die Konflikte unserer Meinung nach von Anfang an nicht lösbar waren und es auch heute nicht sind.
Auch die gemeinsame Konfliktmoderation im Februar diesem Jahres (2022) hat uns nur gezeigt, dass die Konflikte eher einseitig und unreflektiert geklärt werden sollen. In Konflikten machen alle Fehler und das sollte auch von allen so reflektiert werden. Wir haben danach lange überlegt, ob wir ein weiteres Moderationsgespräch mit allen machen möchten. Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir darin keinen Sinn gesehen haben. Der Konflikt ist, so wie er gestaltet wird, unlösbar und ein Zusammenleben und -agieren war so im Kollektiv in der Personenkonstellation nicht mehr realisierbar.
Deswegen haben wir bereits im März intern den Vorschlag gemacht, dass wir gesammelt die Häuser verlassen und Raum für ein neues Projekt machen (den von uns gemachten Vorschlag werden wir zum Verständnis nun auch veröffentlichen). Dieser Vorschlag wurde von einer Person abgelehnt und vom Rest ignoriert. Da ähnliche Lösungsvorschläge so auch vermehrt von Außen vorgeschlagen wurde, haben wir dieses Vorgehen später auch öffentlich über einen Verteiler geteilt. Eine offizielle Reaktion gab es darauf von Mittel- und Hinterhausbewohnenden nicht, stattdessen wurde uns mitgeteilt, dass es schön sei, dass wir nun ausziehen wollen und Bewohner*innen wurden mit Privatnachrichten inklusive Wohnungsanzeigen belästigt, obwohl unmissverständlich bereits lange vorher mitgeteilt wurde, dass die private Kontaktaufnahme zu unterlassen ist. Dann wurde angefangen regelmäßig die Beschriftung von unserem Briefkasten zu entfernen. Ob Post dadurch nicht angekommen ist oder ob auch u.U. auch etwas abgefangen wurde, können wir nicht beurteilen.
Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon entschieden, dass wir ausziehen werden und mit verschiedenen Menschen darüber gesprochen. In einer Gruppe entstand die Idee, im Vorderhaus ein Autonomes Zentrum (AZ) und eine FLINTA*-WG aufzubauen. Wir haben ihnen den Weg dafür frei gemacht.
Wir befürworten das AZ sehr und hoffen, dass sich die Menschen, die sich daran (auch in Zukunft) beteiligen sich von diesem Shitstorm und den Angriffen der letzten Wochen nicht unterkriegen lassen.
Wir glauben, dass dieser „Informationsabend“ genau diesen Zweck haben soll. Wir haben uns oft dazu entschieden, den Konflikt nicht in die Öffentlichkeit zu tragen und keine Texte zu veröffentlichen. Da in „Statements“ aber immer wieder von Außenstehenden der Diskurs zu den Konflikten befeuert wird und auch dieser „Informationsabend“ dies tun wird, haben wir diesen Text verfasst, ggf. werden noch persönliche Texte von ehemaligen Bewohner*innen (die Teil dieses Konflikts waren/sind und keine „Supporter*innen“, die sich einseitig informiert haben) folgen.
Das wird es für uns dann aber auch sein und wir werden uns nun wieder konstruktiveren Dingen zuwenden.
Wir wünschen dem AZ Hafermarkt das Beste!
P.S.: Weil wir keine Schlammschlacht austragen wollen, haben wir uns bewusst dazu entschieden nicht den kompletten Ablauf des Konfliktes in die Öffentlichkeit zu tragen. Das wird auch kaum auf der Infoveranstaltung klappen, wenn wir es an anderthalb Tagen Moderation nicht mal geschafft haben in die Nähe der Oberfläche des Konfliktes zu kommen. Entsprechend einseitig und lückenhaft werden dort die passenden Häppchen serviert werden.
Wir sind dem Konflikt zudem inzwischen einfach müde, all das Eingeprassel von immer neuen und abstruseren Dingen einfach leid, als das wir nochmal mehr als nötig in der Scheiße wühlen wollen…
Mit Dreck sollen ruhig die anderen werfen…
(Konstruktive(!) Kritik zu diesem Text könnt ihr gerne in einer Mail an az-hafermarkt[at]systemli.org mit dem Betreff „Kritik Hafer-Text 1“ schicken. Sie werden dann an uns weitergeleitet.)
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Diesen Vorschlag für eine Zukunftsperspektive des Projektes Hafermarkt haben wir am 1.4.2022 in der internen Kommunikationsgruppe gemacht:
— Vorschlag für die Zukunft eines „Projektes Hafermarkt“
(unabhängig von einer Aufarbeitung des/der Konflikte/s)
Wir ziehen Alle(!) aus und übergeben den das Gesamtprojekt, also den ganzen Häuserkomplex, Verein, Finanzen etc., an neue Menschen, um hier ihr Projekt zu gestalten und den Hafermarkt als alternativen Raum für die Allgemeinheit zu erhalten!
Das aktuelle „Projekt“ Hafermarkt empfinden wir als gescheitert. Dass wir den Hafermarkt als Gesamptprojekt als entscheidungs- und somit auch handlungsunfähig empfinden, haben wir schon vor über einem Jahr so kommuniziert. Einstimmige Entscheidungen konnten zu gewissen Themen schon länger nicht mehr getroffen werden. Entscheidungsverfahren wurden nicht sinnvoll umgesetzt, bzw. in den Augen einiger auch nicht sinnvoll und zielführend ausgearbeitet. Mit Kritik wurde und wird zum großen Teil nicht konstruktiv umgegangen. Das selbe gilt für Konflikte, die teilweise über Jahre hinweg bestehen und zum Teil auch niemals ernsthaft geklärt wurden. Von „Projekt“ frustrierte Bewohner*innen ziehen aus oder planen es (es gab wohl auch Zeitpunkte, an denen so gut wie alle das Projekt verlassen wollten), andere halten sich wacker und sitzen es aus. Das Projekt entwickelt sich nicht im Sinne aller in ihm Lebenden weiter. Das alles zeugt immens von strukturellen Problemen (die schon seit Jahren oder auch schon länger existieren und nicht in ihrem Kern angegangen werden).
Ein kollektives Wohnen, Arbeiten und Entscheiden ist für uns (und, wie wir gehört haben, auch für einige von euch) in dieser Personenkonstellation auch in Zukunft nicht mehr denkbar (ganz unabhängig von irgendeiner eventuellen Konfliktaufarbeitung).
Wenn man sich umhört, sind strukturelle Problem in Projekten keine Einzelfälle, vor allem das Prinzip „Die Frustrierten, ehemals Motivierten, hauen ab / Status Quo erhalten und so…“ scheint sich da so durchzuziehen. Es gibt aber auch Positivbeispiele. Die pag zum Beispiel hat in ihren Statuten festgelegt, dass Projekte, die scheitern, die Räumlichkeiten räumen und Platz für neue Projekte machen, um eben so reaktionären, strukturellen Mist am Bestandhalten zu hindern. (Vgl. http://gegenseitig.blogsport.de/pag/ , https://gegenseitig.de/page/praxis.php)
Scheitern von Projekten kann definitiv (vor allem strukturell) verhindert werden. Hier ist der Zug jedoch abgefahren. Deswegen wünschen wir uns genau so ein Prinzip für den Hafermarkt, damit die Räumlichkeiten auf Dauer für die Allgemeinheit erhalten bleiben können.
Bedenken, die vielleicht aufkommen mögen:
– Es finden sich eh nicht genug neue Leute für ein neues Projekt. → Es gibt hammer viele neue Menschen und Gruppen in der Stadt mit ner Menge neuer Ideen und Bock auf Projekte und das Aufbauen von Räumen. Vermutlich werden es Menschen sein, die niemand von uns gut kennt. Das sollte aber eher ein Vorteil sein…
– Viele Menschen hier haben Schufa-Einträge oder sonstige Finanzsachen und finden keine Wohnung. → Vor allem große WG-Wohnungen sind relativ gut zu bekommen hier und auch nicht teurer pro Person als hier. Wir gehen gerade davon aus, dass in jedem Haus mindestens eine Person ist, die finanziell nicht so schlecht gestellt ist, bzw. auf Vermietende nicht schlecht wirkt. Datum des spätesten Auszugs sollte festgelegt werden.
– Hafermarkt und Konzertraum und so sollen doch für alle sein, also auch für uns. → Sollte eh so sein, dass Räumlichkeiten wie der Konzertraum unkomplizierter von vielen Gruppen genutzt werden können und offen für viele Projekte nutzbar ist. Zusätzlich zu nem neuen Wohnprojekt kann sowas wie ein Kulturverein, Veranstaltungsgruppe o.ä. sinnvoll sein, damit die verschiedensten Menschen (in Absprache mit den Bewohnenden) Veranstaltungen organisieren können unabhängig vom Wohnprojekt.
Wir wünschen uns dazu eine schnelle Absprache, damit alle in die Zukunft planen können und neue Leute gefunden werden können. —
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Die kleine feine Lügen-Liste über „das (ehemalige) Vorderhaus“ (ganz Neu mit klärenden Kommentaren ;):
- Zwei Menschen, die ins Vorderhaus eingezogen sind, wollen den Hafermarkt kaufen, die Leute, die im Hinterhaus wohnen rauskicken, alles nach ihren Vorstellungen verändern, den Hafermarkt in ein Familien-Paradies oder so verändern (in verschiedenen Erzähl-Variationen) –> Ja, es gab Pläne, zu versuchen, die Häuser und die Grundstücke zu kaufen. Ja, zwei Menschen, die eingezogen sind, haben das angestoßen. Aus dem einfachen Grund, dass es sinnvoll für Menschen (auch außerhalb der Bewohnenden) ist und sicherer für das Projekt, den Kram zu besitzen und nicht von nem Mietverhältnis abhängig zu sein. Im übrigen wurde auf einem Gesamtplenum aller zu der Zeit Bewohnenden gemeinsam und einstimmig beschlossen, dass ein Versuch, alles zu kaufen, gestartet werden soll, um den Fortbestand des Projekts auf Dauer zu sichern und mehr Freiräume zu haben.
- Die Menschen, die im Vorderhaus wohnen, (gemeinhin „Das Vorderhaus“ genannt) verweigern die Kommunikation und eine Mediation –> Zum Thema Kommunikation: Es gab eine Telegram-Gruppe mit allen Bewohnenden für allgemeine Sachen (Orga etc., während der Konflikt-Phasen gab es da auf jeden Fall auch mal Beef drin). Der Admin der Gruppe verließ sie und deswegen wurde die Gruppe von Telegram automatisch gelöscht. Es wurde eine neue Gruppe erstellt für die allgemeine Kommunikation zwischen den Häusern (Es gab zu dem Zeitpunkt bereits eine interne Spaltung). Anlass war die Aufforderung an drei Hinterhausbewohner, die nach der Spaltung jeweils 30 Euro ihre Miete einbehielten, dies zu unterlassen, da der Verein aufgrund von GEMA Nachzahlungen und einer riesigen Heizkostenabrechnung quasi vor der Pleite stand. Einem bewohner wurde in der selben Nachricht geschrieben, er solle sich verpissen und die anderen beiden sollten „mal klarkommen“. Daraufhin wurde diese Gruppe seitens des Hinterhauses wortlos und gesammelt verlassen. Es wurde weiter mit einzelnen Personen von Mittel- und Hinterhaus persönlich oder über Privatnachrichten kommuniziert. Während der Konfliktmoderation mit externen Menschen wurde erneut eine Kommunikations-Gruppe mit Vertretenden der drei Häuser erstellt, um allgemeine und bürokratische Dinge zu klären. Dort wurden alle relevanten Informationen von uns geteilt (u.a. die Finanzsituation, notwendige Nachzahlungen, Feierlichkeiten wegen eventueller Ruhestörung, Informationen, die für die anderen in den Briefkasten gelegt werden, sogar, dass wir uns einen eigenen Briefkasten aufhängen, haben wir dort mitgeteilt). Auch von dieser Kommunikationsgruppe wird jetzt behauptet, sie hätte gar nicht funktioniert. Würden wir auch sagen, allerdings sind wir halt der Meinung, dass von anderer Seite nicht wirklich ne angemessene Kommunikation bestand (so wurde wiederholt nicht bescheid gesagt, dass gegrillt wird, damit die Menschen ihre Fenster zu machen können, was so abgesprochen war und auch nicht, dass Handwerker im gemeinsamen Garten ein Gerüst aufstellen und arbeiten.) Aus dieser Gruppe wurden wir nun auch letztens rausgekickt, jeden falls sehen wir sie nicht mehr. Zum Thema Mediation: Als wir mit dieser Aussage konfontiert wurden, war die Konfliktmoderation längst organisiert und stand an. Als das erste Mal eine Moderation vorgeschlagen wurde – noch zu Zeiten als ein gemeinsames Plenum stattfand -, haben wir schon nach möglichen Personen außerhalb von Flensburg umgesehen und sogar mit einem Hinterhausbewohnenden darüber gesprochen, dass es sinnvoll wäre. Allerdings war zu dem Zeitpunkt hardcore Corona und Lockdown, weswegen wir das verschieben wollten. Online erschien uns nicht sinnvoll. Und, wie gesagt, es wurde sogar noch rumerzählt, als der Termin für die Konfliktmoderation schon geplant war!
- Die Menschen, die im Vorderhaus wohnen, mobilisieren Menschen, sich auf ihre Seite oder so zu stellen –> Puh, also wir wissen von keinem „solidarischen Brief“, den Menschen aus Vorder- oder Mittelhaus bekommen haben sollen, von Menschen, die wir „mobilisiert“ haben sollen. Wir haben mehrere bekommen und mehrere gingen über offene Verteiler. Wir haben auch niemanden dazu aufgefordert, Menschen zu meiden oder Dinge über sie zu verbreiten. Menschen, die andere Menschen nicht mögen (oder was auch immer), haben ihre eigenen Kritikpunkte an diesen Personen und deren Verhalten. Vielleicht möchten diese Personen mal darüber nachdenken. Aber ja, wir haben mit Menschen, die uns darauf angesprochen haben und es wissen wollten, unsere Sicht auf den Konflikt erzählt.
- Ein Mensch, der im Hinterhaus wohnt, soll das Projekt verlassen, weil er Mietschulden hat –> Das stimmt nicht so ganz. Menschen haben auf einem Plenum geäußert, dass sie mit einem Menschen, der im Hinterhaus wohnt, nicht mehr zusammen wohnen wollen. Dabei ging es um Lügen (auch im Bezug auf Finanzen, aber auch Aufgaben, die übernommen, aber nicht erledigt wurden ohne es zu kommunizieren) und andere Verhaltensweisen. Hinzu kam trotzdem noch, dass vor Jahren mal eine letzte Chance vom Gesamtplenum ausgesprochen wurde, was erneute hohe Mietschulden anging. Um die ging es aber in dieser Situation nicht ausschließlich (ein Ratenzahlungsplan war da bereits abgesprochen), sondern auch im andere Kritikpunkte im Zusammenwohnen.
- Der Konflikt, der im Hafermarkt entbrannt ist, ist ein Generationen Konflikt –> Die Menschen, die hauptsächlich kritisiert werden, sind nicht die ältesten und am längsten dort wohnenden Personen im Projekt. Es geht um Verhaltensweisen und die Kritik daran.
- Die Menschen, die im Vorderhaus wohnen, hassen Cis-Männer und verurteilen sie –> Im Vorderhaus wohn(t)en auch großtenteils Cis-Männer, die werden nicht gehasst, können allerdings auch minimal mit Kritik an manchen ihrer Verhaltensweisen umgehen.
- Menschen sollen das Projekt verlassen wegen mangelndem Aktionismus (Leistungsgesellschaft und so) –> Die Menschen, die hauptsächlich kritisiert werden, sind auch nicht die Menschen, die am wenigsten für das Projekt getan haben und auch im Vorderhaus wohn(t)en Menschen, die nicht so aktiv sind. Es geht um Verhaltensweisen im Miteinander und nicht darum, möglichst viel zu leisten.
- Alle, die im Vorderhaus wohnen, hatten eine fröhlich-friedliche Regenbogen-Kindheit ohne jegliche Gewalterfahrungen –> Diese Erzählung ist besonders verletztend für einige von uns. Die meisten Menschen, die im Vorderhaus gewohnt haben, haben auch Erfahrungen mit verschiedenen Formen von Gewalt in ihrer Kindheit und auch später erlebt. Sowas als Instrument zu benutzen ist einfach nur verachtend und absprechend (Von manchen Gewalterfahrungen und Triggern wissen übrigens auch einige von den Menschen, die so etwas herumerzählen. Also Fuck You!)
- Alle, die im Vorderhaus wohnen, sind Akademiker*innen –> Nein. Unsere „Bildungs“Abschlüsse sind relativ breit gefächert. Das gilt auch für unsere beruflichen Situationen, von Hartz bis wasauchimmer ist viel dabei.
- Alle, die im Vorderhaus wohnen, nutzen den Schutzraumforderung und „Trigger“-Begriff als Machtinstrument –> Stabile Aussage. Wenn eine Person sagt, dass sie getriggert von etwas wird , dann hat man das in erster Linie erstmal ernst zu nehmen und dann sollte sich damit auseinander gesetzt werden, um das zu lösen, bzw. einen sinnvollen Umgang für alle zu finden. Schutzraumforderungen, die die eigenen Wohnbedingungen betreffen und bewirken, dass Personen ohne Angst ihre Küche und die Toilette benutzen können, sind ohne, dass es eine Klärung gab, einfach legitim. Auch von einem Menschen aus dem Hinterhaus gab es eine Schutzraumforderung gegen einen Menschen, der im Vorderhaus gewohnt hat, weil er sagte, er würde ihn triggern und (auch wenn einige von uns eine Schutzraumforderung, die sich explizit nicht auf die Privaträume bezieht, sondern nur auf das Plenum, für politisch fragwürdig halten) sie wurde akzeptiert und respektiert.
- „X weiß gar nicht, warum Y ihn hasst“ –> Doch, das weiß er. Aber, wenn er das zugeben würde, dann müsste er sich ja damit auseinandersetzen. Und mit so einer Aussage, kann man sich so richtig schön in eine bemitleidenswerte Opferrolle begeben.
- Eine Gruppe von Menschen wurde von den Menschen, die im Vorderhaus wohnen, dazu genötigt, eine Münze zu werfen, um zu entscheiden, auf welche (Konflikt)-„Seite“ sie sich positionieren –> Wie das im nachhinein verdreht wurde ist wirklich absurd. Es war ein Fest geplant und wir wurden von Menschen, die das mitveranstalteten gefragt, ob wir kommen (wegen Konflikt und so). Einige von uns sagten, nein, wenn eine bestimmte Person kommt, meine Güte. Das fanden Menschen doof und wollten das klären, deswegen sollte das Fest unter uns aufgeteilt werden. Beide „Seiten“ wollten den selben Zeitraum (wegen Acts und so) und wollten nicht nachgeben, deswegen wurde dann eine Münze geworfen. Daraus wurde dann ein Münzwurf für eine Stellungnahme oder so. WTF es war nur, wer wann zu ner Veranstltung kann, damit alle sich wohl fühlen können da… Im Nachhinein tut uns vor allem die Orgacrew des Festes leid, die sich mangels besserer Ideen/Kompromisse unsererseits unter Druck gesetzt fühlten uns sich zum münzwurf als diplomatischte Lösung genötigt sahen.
- Ein Mensch, der im Hinterhaus wohnt, wurde von einer außenstehenden Person geschlagen, weil die Menschen, die im Vorderhaus wohnen, ihn dazu gebracht/animiert/aufgestachelt/wasauchimmer haben –> Nein. Wir sind nicht die einzigen Menschen, die mit dem Verhalten dieser Person ein Problem haben. Wir halten körperliche Gewalt nicht für besonders zielführend, allerdings sollte da auf beiden Seiten hinsichtlich von Verhaltensweisen gegenüber Menschen mal ne Reflexion stattfinden.
- Die Menschen, die im Vorderhaus wohnen, haben das Schloss des Hauses ausgetauscht und die anderen Menschen des „Projekts“ haben keinen Schlüssel bekommen und wurden ausgeschlossen –> Nein. Wir haben bei unserem letzten Gesamtplenum zwei Menschen aus dem Hinterhaus gesagt, dass wir nicht wollen, dass sie unsere Wohnräume betreten und die Schlüssel der beiden Menschen gefordert. Die nächsten Tage hat es sich für uns unwohl und nicht safe angefühlt, dass sie per se noch Zugang dazu haben, weil sie die Schlüssel behielten. Deswegen haben wir das Schloss ausgetauscht. Fast alle (einen Menschen, der im Mittelhaus wohnt, haben wir vergessen und auch nicht nachgeholt, das tut uns echt leid; ein Mensch, der im Hinterhaus wohnt, wurde kontaktiert, dass er einen haben kann, hat ihn aber nicht abgeholt) außer diesen zwei Personen haben einen Schlüssel zu dem neuen Schloss bekommen. Wir haben den Schlosstausch und die Gründe an alle Bewohnenden kommuniziert. Wir haben auch kommuniziert, dass die Menschen, die keinen Schlüssel haben, von den Menschen mit Schlüssel durch die Tür zum Garten hin in den Konzertraum (der sich im Vorderhaus befindet) reingelassen werden können. Auch haben wir vorgeschlagen, dass die Tür von Konzertraum zum Garten so umgebaut werden könne, dass die Menschen vom Garten aus herein können und unsere Wohnräume für sie nicht zugänglich sind. Dieser Vorschlag wurde noch einmal bei einem „Deligierten-Treffen“ nach unserer ersten Konfliktmoderation besprochen und der Umbau sollte geplant werden. Es gab von Personen aus Mittel- und Hinterhaus jedoch später Einwände dagegen, die inhaltlich leider nicht erläutert wurden.
- Die Menschen, die im Vorderhaus wohnen, finden ohne Grund eine Menschen, der im Hinterhaus wohnt, scheiße, behandeln ihn schlecht und meiden ihn –> Menschen finden andere Menschen nicht ohne Grund scheiße. Mit der Person, die das behauptet, haben wir, als und bevor er eingezogen ist, noch Dinge gemacht (bei Renovierung und Umzug geholfen, zusammen gegessen, Spieleabend und so). Konflikte im Haus waren schon im Gange und er hat angefangen sich vehement auf eine „Seite“ des Konflikt zu stellen, ohne auch nur eine Meinung der anderen „Konfliktpartei“ anzuhören. Das wurde ihm kritisiert. Zusätzlich wurde sein Verhalten gegenüber Menschen unangenehm (dominantes Runtergelaber, Anbrüllen bei Kritik an seinem Verhalten, Anbrüllen auch einfach mal so inklusive Beleidigungen, aggressives Aufbäumen inklusive bedrohlich wirkendes zittrigem Gestikulieren … ). Zuletzt belästigte er Bewohnis mit Wohnungsanzeigen und der Auuforderung auszuziehen, ob wohl unmissverständlich mitgeteilt wurde, dass er sie in Ruhe lassen soll und hat wahllos Menschen, die am Küchenfenster saßen agebrüllt. Ja wir finden diesen Menschen scheiße (sein Verhalten), aus Gründen, und wir wollen auch absolut keinen Kontakt mit ihm.
Diese Erzählungen oben haben wir von einem oder sogar mehreren Menschen, die mit uns gesprochen haben, erzählt (manchmal auch vorgeworfen) bekommen. Nicht alle Personen kannten alle oder die selben Erzählungen. Wir haben sie gesammelt, um irgendwann mal so eine Liste zu machen. Die Erläuterungen sind sicher nicht vollständig.
Von wem diese Erzählungen genau kommen, ob sie von anfang an Lügen waren oder durch sinnvolle Detailauslassungen von bestimmten Personen oder dem Stille-Post-Prinzip erst zu diesen wurden, können wir nicht beurteilen. Wir halten sie aber nicht alle für reinen Zufall, sondern für ein Mittel zum Zweck, um Menschen schlecht zu machen und ihnen ihren Support zu nehmen. Und das massiv und gewirkt hat es zum Teil auch. „Freund*innen“ oder Bekannte haben zum Teil gar nicht mehr oder nur noch sehr verhalten gegrüßt, „Freund*innen“ haben einem zum Teil diese Dinge vorgeworfen, obwohl sie einen eigentlich besser kennen sollten und wir haben wirklich abscheuliche „Statements“ gelesen und unsinnige persönliche Briefe bekommen. Aber wir „mobilisieren“ Menschen?!?
Dieser Text wird diese Erzählungen nicht aus der Welt schaffen. Vermutlich werden wir nun auch den Vorwurf des Lügens bekommen. Um diese Erzählungen aus der Welt zu bekommen, müsste eine Richtigstellung wirklich jede Person erreichen, die es vorher erreicht hat. Wir gehen davon aus, dass so doll gespreaded wurde, dass das niemals passieren wird. Wir sehen den Willen bei den Personen, die Dinge richtig stellen sollten, auch nicht. Aber ist auch egal. Menschen, die einen kennen und schätzen, werden den Kram ja auch nicht für voll nehmen oder einen zumindest darauf ansprechen, um zu fragen, was da los ist.
(Konstruktive(!) Kritik zu diesem Text könnt ihr gerne in einer Mail an az-hafermarkt[at]systemli.org mit dem Betreff „Kritik Hafer-Text 2“ schicken. Sie werden dann an uns weitergeleitet.)
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Text eines ehemaligen Bewohners des Hafermarkt Vorderhaus:
Ich habe lange überlegt, ob und wie ich mich überhaupt zu der Hafermarktsituation äußern soll. Nach nun 4 Jahren, die ich im Vorderhaus gewohnt habe, habe ich vor einer Weile mit meinen Mitbewohner*innen beschlossen, auszuziehen, nachdem die Mediation gescheitert ist und ein Vorschlag für einen Neustart des Projektes abgelehnt wurde.
Dies ist ein Text von mir, um mal loszuwerden, was mich so beschäftigt und um einen Abschluss, nach über 3 Jahren Extremsituationen Erleben, zu finden.
Letztendlich haben die kürzlich veröffentlichen Statements, der Brief, den wir letztes Jahr geschickt bekommen haben (der dann auch auf indymedia gelandet ist) und all das, was uns so in den letzten Jahren zu Ohren gekommen ist, bestätigt, auf was für eine absurde Weise die Konflikte dargestellt und verbreitet und letztendlich geführt wurden.
Nehmen wir mal das Beispiel, dass behauptet wird, dass „das Vorderhaus“ einen Mitbewohner nur wegen Mietschulden rausschmeißen wollte. Tatsächlich würde es mich extrem wütend machen, wenn DAS jemensch versucht hätte- somit verstehe ich die Aufregung vieler. Die Tatsache, dass Leute es für realistisch halten, dass Menschen, die sich jahrelang antikapitalistisch engagieren, plötzlich zu skrupellosen Miethaien wurden, erklärt sich für mich dadurch, als dass systematisch Stimmung gemacht wurde und ein Bild gezeichnet wurde, das dazu führte, dass selbst Stalin-, Inquisition- und selbst Hitlervergleiche anscheinend als zutreffend angesehen werden (WTF?).
Es wird absolut alles getan, damit ja niemensch auf die Idee kommt unsere Kritik ernstzunehmen oder unserer Darstellung Glauben zu schenken, indem wir einfach als schlechte, grausame Menschen ohne Herz gezeichnet werden. Schon in dem Brief letztes Jahr stand sinngemäß, dass die Menschen im Vorderhaus eine Bilderbuchkindheit mit heilen Elternhäusern gehabt hätten und obwohl wir das bereits in unserer Antwort klarstellten, taucht auch jetzt in Statements auf, dass wir Begriffe wie Trigger oder Schutzräume nur als Machtinstrumente benutzen würden. Mir wird ganz direkt mein Trauma abgesprochen, meine Betroffenheit aberkannt, meine Wahrnehmung wird auf jeden Fall als falsch dargestellt. Um zu erklären, warum das so unglaublich verletzend für mich ist, muss ich wohl extrem persönlich werden, damit mir geglaubt wird. Ich habe als Kind häusliche Gewalt erlebt und kenne das Gefühl, mein Zuhause als nicht sicher zu erleben. Dieses Gefühl ist in den letzten Jahren wieder zurück gekommen, was ich mehrfach kommuniziert habe. Beispielsweise als ein Mitbewohner einen anderen gehauen hat und ich nachts durch Schlaggeräusche und Gebrüll aufschreckte und mich nur dazu bringen konnte, dazwischen zu gehen, weil ich wusste, dass ein Kind im Grundschulalter im Nebenzimmer schlief. Die Tatsache, dass dieser Vorfall nie wirklich bearbeitet wurde, obwohl die Situation echt heftig war, sowohl für die Gewaltausübende Person, den Betroffenen als auch für mich, durch den retraumatisierenden Charakter, zeigt dass dieses Projekt einfach unfähig war und ist, mit Konflikten umzugehen, geschweige denn ein Safespace für irgendwen zu sein.
Eine Person hat mich mit seinem Verhalten so stark getriggert, dass ich wirklich extreme Ängste entwickelt habe. Zeitweise konnte ich meine Küche oder Toilette nicht benutzen, wenn er da war, bei jedem Poltern nachts hatte ich Angst, er könnte das sein und wieder ausrasten und rumbrüllen. Plena wurden zur Höllenqual, ich hatte Panikattacken, schlaflose Nächte und in den letzten 3 Jahren habe ich wirklich bestimmt hunderte Stunden geweint. Als ich meine Ängste auf Plena geäußert habe, wurden diese nicht ernst genommen, mein Schutzbedürfnis nicht anerkannt, nein ich wurde sogar dafür angegriffen, ich wolle doch nur über ihn bestimmen und sowieso widerspräche das der Gleichheit unter Mitbewohner*innen. Da frage ich mich, wenn mir jemensch von deren Trauma und Ängsten erzählt und dass sie*er sich so unwohl fühlt, darauf aber geschissen wird, bedeutet das nicht eigentlich, sich über die andere Person zu stellen? In der Zeit im Hafermarkt wurde ich depressiv, hatte immer wieder mit Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen, wurde vorübergehend arbeitsunfähig und war die meiste Zeit in Therapie, zeitweise auch in einer Tagesklinik. In mehreren Ärzt*innenberichten steht, dass die Wohnsituation retraumatisierend war. Natürlich ist nicht alles davon Schuld des Hafermarktes, und natürlich kann auch ein Wohnprojekt nicht alles auffangen, aber ich hätte doch mehr erwartet, von einem Projekt, dass sich links schimpft.
Auch mit einem weiteren Mitbewohner hatte ich mehrfach extrem unangenehme Situationen. Sich aufbauen, laut werden, beleidigen, mir übergriffige Nachrichten schreiben, auch wenn ich schon gesagt habe, er soll mich in Ruhe lassen.
Die Art in welch einer gewaltvollen Sprache die Statements geschrieben sind, zeigen, wie sehr da Menschen wirklich aufgehetzt wurden. Das es auch zu ner neueren Gewalteskalation kam, war für mich einfach absehbar.
Wenn ich auf die letzten 3 Jahre zurück blicke, hätte ich mir natürlich gewünscht, dass Dinge anders gelaufen wären und sehe auch, dass unser Handeln, das oft aus der Emotion heraus passiert ist, im Nachhinein anders hätte sein sollen. Vor allem, weil für Außenstehende unsere Beweggründe nicht transparent waren bzw. ihnen halt Situationen einfach nur verdreht erzählt worden sind und wir diese nicht wirklich klargestellt haben, hat sich der Konflikt so zugespitzt. Alle Menschen, mit denen wir dann mal klärende Gespräche hatten, waren geschockt darüber was alles so in Erzählungen weggelassen oder verdreht wurde. Andere machten sich nicht die Mühe nachzuprüfen, was eigentlich wirklich Phase ist und handelten da einfach unreflektiert. Ich frage mich, wie es damit weitergehen kann, was die Szene hoffentlich daraus lernen wird.
Auf der Hafermarkt-Facebookseite heißt es jetzt neuerdings, dass der Hafermarkt in seiner bisherigen Form bedroht sei– und das hoffe ich doch wohl auch. Dafür ist dort einfach zu viel Scheiße passiert, als dass es so hätte weiter gehen dürfen.
In diesem Sinne – der Hafermarkt muss sterben, damit wir leben können.
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Text einer ehemaligen Bewohnerin des Hafermarkt Vorderhaus:
Ich habe im Hafermarkt Vorderhaus gewohnt und bin nun Ende Juli (2022) ausgezogen. Ich habe nicht lange dort gewohnt, vielleicht anderthalb Jahre. Als ich eingezogen bin, wusste ich, dass es Konflikte gibt. Ich bin trotzdem eingezogen, weil das Zimmer frei wurde und es aus verschiedenen Gründen gepasst hat. Manchmal bereue ich, dass ich eingezogen bin. Irgendwie war aber trotz den Konflikten und Problemen, von denen ich wusste, die Hoffnung da, dass sich da was klären würde. Beziehungsweise stand auch immer im Raum (gesammelt oder allein) wieder auszuziehen.
Das was in den letzten anderthalb Jahren passiert ist, kann ich gar nicht alles aufschreiben. Es war sehr viel, zum Teil sehr verworren und ich müsste zu viele Details aufschreiben, Bezüge nehmen und das würde ewig dauern und will vermutlich auch niemand lesen. Gespräche mit Menschen, die mehr über unsere Sicht auf den Konflikt hören wollten, haben in der Regel mindestens 3 Stunden gedauert und es war dann auch längst nicht alles erklärt, es kommen da halt auch viele Dinge zusammen. Wir haben Teile des Konflikt so oft durchgekaut und durchdacht und zusammengepuzzelt und mir ist mittlerweile meine Zeit und Energie dafür auch einfach zu schade dafür. Ich bin ausgezogen, ich will damit abschließen und ich will mich wieder konstruktiveren Dingen zuwenden. Trotzdem muss was raus, damit der Abschluss auch mal gemacht ist und außerdem gab es jetzt so viele einseitige Statements gefüllt mit Halbwissen und Phrasen, dass es schon Sinn macht, auch mal ein bisschen Senf dazu zu geben. Um es nicht ausarten zu lassen, schreibe ich einfach meine Hauptpunkte auf und versuche sie möglichst sinnig und verständlich zu erläutern.
Kritik am „Projekt“ und Geschehnissen:
- Konsens: Ein Veto bedeutete, dass der Status Quo erhalten bleibt und dass Menschen mit diesem Status Quo nicht einverstanden sind (was im Grunde auch ein Veto ist), hat nichts daran geändert. Vetos glichen einer Entscheidung und schmetterten einfach alles weg. Mit einem Veto war die Diskussion quasi beendet und die Entscheidung getroffen. Dass das nicht im Sinne eines Konsenssystems ist und mit einem Veto kein Konsens erreicht ist, wurde mehrfach eingewandt, aber ignoriert. Vetos wirkten zum Teil wie Machtinstrumente. Wenn ein Veto zu einer Entscheidung wird, die aber nicht alle mittragen, führt es ein Konsensentscheidungsverfahren ad absurdum. Beim letzten offiziellen Plenum wurde wenigstens mal eingesehen, dass sich mit Konsensentscheidungsverfahren mal sinnvoll auseinander gesetzt werden sollte, aber dazu kam es nicht mehr.
- Gewalt: Die Definitionen und den Umgang mit unterschiedlichen Gewaltformen fand (und finde ich immernoch) extrem problematisch im „Projekt“ Hafermarkt. Ja, physische Gewalt ist scheiße und halt gewaltvoll und tut weh. Aber was ist mit anderen Formen von Gewalt?!? Ein Schlag ins Gesicht und die Androhung, jemandem eine zu geben ist dann das Nonplusultra an Schlimmness, aber die ganze Psychoscheiße, die vorher passiert ist und das Übertreten persönlicher Grenzen, die unmissverständlich gezogen wurden, scheinen einfach scheiß egal zu sein und müssen nicht mal besprochen oder von der (psychische, emotionale etc.) gewaltausübenden Person reflektiert und angegangen werden. Da muss dann erstmal mit „Fakten“ bewiesen werden, dass man wirklich Gewalt erlebt. Da muss ich zusätzlich noch erläutern, dass es natürlich noch drauf ankommt, wer von Gewalt betroffen ist. Je nachdem, wer betroffen ist, kann diese Definition und die Betroffenheit (z.B. der Vorwurf des „Mobbings“) im Hafermarktumfeld natürlich ganz unterschiedlich ausgelegt werden (s.u.).
- Zweierlei Maß: In Gesprächen, die ich mit mehreren angeblich „neutralen“, vermitteln-wollenden Personen geführt habe, ist mir aufgefallen, wie sehr teilweise mit zweierlei Maß gemessen wird und wie Menschen, die sich in eine Opferrolle begeben dermaßen vor Kritik geschützt werden, dass diese gar nicht erst dazu aufgefordert zu werden scheinen, sich und ihr Verhalten mal selbst zu reflektieren. So nehme ich es jedenfalls wahr. Menschen, die durch die Gegend poltern und sonst was herumerzählen, wird einfach mal geglaubt (klar, die sind ja auch laut und haben vielleicht auch eine sinnvolle Rhetorik drauf). Wenn ich allerdings Dinge und Verhaltensweisen kritisiere und äußere, müssen erstmal Fakten her, um das ganze genau zu belegen. Wenn wir von scheiß Dingen erzählen, die vorgefallen sind oder rumerzählt werden, wird das als „halt Arschlochverhalten“ abgetan, wenn etwas über uns erzählt wird, sind wir gleich „menschenverachtende“, „patriarchale Arschlöcher“ und das Auswechseln eines Türschlosses wird zu dem schlimmsten „Gewaltakt“ aller Zeiten. Achja, und weinen ist ein genauso „dominantes (Rede)Verhalten“, wie einen anderen Menschen aggressiv anzubrüllen. Nur weil wir es nicht ständig rausposaunen, was passiert und beteuern, wie schlecht es uns damit geht, bedeutet es nicht, dass unsere (Kritik)Punkte weniger relevant oder weniger wahr sind und auch nicht, dass uns weniger scheiße passiert ist und uns viele Dinge, die passiert sind (und wie sich gegenüber Menschen verhalten wurde), einfach hart belasten. In so einem Konflikt, nur auf einer „Seite“ Verletzungen zu sehen, halte ich für falsch. Und das gilt auch für mich.
- Plenumsinterna: Seit ich zu den Plena gegangen bin (anscheinend auch davor massiv, das kann ich aber nicht beurteilen, weil ich nicht involviert war), wurden die Inhalte, v.a. Streitpunkte, Konflikte konsequent in die Öffentlichkeit getragen. Mir wurden von „Freunden“ (zum Teil wortwörtliche Formulierungen) Dinge aus den internen Plena erzählt und vorgeworfen, Bekannte haben mir regelmäßig erzählt, welche dem Hinterhaus nahe stehenden Personen quasi durch die Stadt laufen und gefühlt jedem Menschen, die sie kennen brühwarm und aufgeregt erzählen, was denn so im Hafermarkt abgeht und wie schlimm das alles ist. Und oft hörte ich das alles nicht mal zwei Tage, nachdem diese Plena stattfanden. (In manchen Gärten und bei manchen Zusammentreffen waren wir wohl Gesprächsthema Nr. 1, haben wir später gehört). Ich halte das für eine Mobilisierung und Hetze und bewusstes Schlechtreden von Menschen. Einige frühere Bekannte, mit denen ich mich echt gut verstanden habe, haben mich plötzlich nicht mehr (oder nur sehr verhalten) gegrüßt. Menschen, die mich eigentlich kannten und mich wohl deswegen auch mochten, haben sich mir gegenüber komisch verhalten oder mir Sachen vorgeworfen, wo ich dachte „wtf??“. In Räumlichkeiten, in denen ich war, wurde hinter meinem Rücken über mich hergezogen (in manche Etablissements bin ich auch einfach nicht mehr gegangen). Auf nahezu jeder Veranstaltung wurde ich auch auf den Konflikt angesprochen, das war in erster Linie gut, weil das haben wir ja so kommuniziert, dass Menschen uns anhauen sollen, wenn sie mal nen anderen Blick zum Konflikt hören wollen und die Gespräche waren auch in der Regel gut, aber sich jedes Mal damit auseinander setzen zu müssen, war schon echt doll. Zu Anfangs hagelte es natürlich auch immer mal Vorwürfe. Mit der Zeit, durch Gespräche und die netten Statements und Briefe, die wir bekommen haben, haben wir viel Bullshit erfahren, der über uns und den Konflikt im Umlauf ist. Das sind zum Teil einfach Lügen, bei manchen Erzählungen wurden (gefühlt absichtlich) relevante Details weggelassen und halt auch einfach Beleidigungen. Jetzt hab ich mich irgendwie etwas verrannt und komme noch einmal zum Punkt Plenumsinterna: Es war wohl mal gewollt, dass gar keine Interna aus dem Plenum gehen. Nun war es dann wohl so, dass es schon okay ist, mit Bezugspersonen darüber zu reden. Das finde ich auch wichtig. Extern bei Bezugspersonen über Dinge, v.a. Kacksachen zu reden und sich auch mal ne Rückmeldung von außen zu holen, ist super wichtig. Dann haben Menschen aber auch dafür zu sorgen, dass das nicht durch die ganze Stadt und darüber hinaus rumgelabert wird, v.a. wenn man unsachlich rumpöbelt. Wenn da jetzt Menschen meinen, „Ja nö, das liegt ja nicht in meiner Verantwortung, dass die das dann rumerzählen und da kann ich ja nix für“, dann sag ich: DOCH! Es liegt in eurer Verantwortung diesen Menschen zu sagen, dass das ein persönliches Gespräch über Interna ist! Ich habe mich auch mit Bezugspersonen und diese Scheiße unterhalten (und das auch nicht immer sachlich) und in diesen Gesprächen klipp und klar gemacht, dass das in diesem persönlichen Gepsräch bleibt. So schwer ist das nicht. Und ansonsten solltet ihr solche Gespräche einfach überdenken. Beziehungsweise, wer lästern und hetzen will, der soll das tun, aber steht dann wenigstens auch dazu und labert nicht später rum, dass ihr ja nix dafür könnt!
- „Statements“ von Menschen, die keinen Plan haben: Danke, liebe Menschen, die so fleißig Statements und Briefe an uns geschrieben haben. Wir haben dadurch sehr viel über den Konflikt und wie er geführt werden soll gelernt. Nee, mal im Ernst, eure Texte waren zum Teil richtig verletzend, Personen herabwürdigend und paternalistisch. Und auch einfach in Teilen gelogen, bzw. Lügen reproduzierend. Eigentlich hat man allen Texten angemerkt, dass da sehr wenig Informationen zu dem Konflikt da waren und viel mit Phrasen gearbeitet wurde, ist ja auch klar, wenn ihr nur mit einer Konfliktpartei sprecht, sind halt auch nicht alle Informationen vorhanden. Da wurden Dinge aus dem Zusammenhang gezogen, Kontexte ognoriert und ignorierende Lösungsvorschläge gegeben. Und auf was für ner politischen Ebene Stalin- und NS-Vergleiche sind, brauchen wir, glaube ich, gar nicht zu Diskutieren (das ist auch an Hinterhaus-Bewohnende gerichtet). Den von verschiedenen Menschen (einige davon kannten wir gar nicht) unterschriebenen Brief, der kurz darauf auch auf indymedia veröffentlicht wurde, haben wir diesen Menschen beantwortet. Nur 3 der Personen haben sich darauf zurückgemeldet, um ein Gespräch zu führen. Keins der Gespräche hat stattgefunden (ein, weil die Termine nicht geklappt haben und es dann von beiden Seiten verschleppt wurde, die anderen beiden haben sich nicht mehr gemeldet, einer auch auf mehrmalige Nachfrage nicht). Leute, wenn ihr euch nicht wirklich umfassend und vielseitig mit diesen Konflikten auseinandersetzen wollt, dann lasst doch diese Texte. Oder bleibt auf einer Ebene, die ihr selber beurteilen könnt. Übrigens, mit Menschen, die uns auf den Konflikt angesprochen haben, weil sie sich damit auseinandersetzen wollten, haben ich und andere gerne gesprochen.
Warum meiner Meinung nach die Konflikte nie geklärt werden konnten und es auch nicht passieren wird:
- Ich bin der Meinung, dass die Konflikte nie geklärt wurden und auch nicht geklärt werden können, weil zu viel in die Öffentlichkeit getragen wurde und es nicht intern bearbeitet wurde. Außerdem sind die Fronten (u.a. deswegen) so verhärtet, dass das gar nicht mehr geht. Anstatt Probleme intern (mit ner Portion Selbstreflexion Aller und der Fähigkeit Kritik anderer Menschen ernst zu nehmen) zu klären, wurde in der Gegend rumgepoltert. Auf Plena wurden Probleme, Kritik und Konflikte nie richtig angegangen oder an Klärungen dran geblieben. Auch hätten wirkliche Klärungen schon viel früher passieren müssen.
- Selbst Konflikte, die vor Jahren längst geklärt wurden, werden immer noch für diesen Konflikt aufgewärmt und genutzt. Jedenfalls tauchen sie immernoch in irgendwelchen Statements auf und werden Instrumentalisiert. Das kann aber auch daran liegen, dass von den Personen, die diese Konflikte vor Jahren in der Öffentlichkeit verbreitet haben, sich nach der Klärung des Konflikt nicht die Mühe gemacht haben, die Klärung zu verbreiten und Lügen klarzustellen. Auch deswegen glaube ich, dass der Konflikt immer da und immer Teil des Diskurses sein wird (selbst, wenn er geklärt worden wäre).
- Es wurden auch Konflikte in unterschiedlichen Projekten vermischt und so die persönliche Kritik von Menschen an Verhaltensweisen bestimmter Menschen vollkommen relativiert. Ich bin nicht der einzige Mensch, der das Verhalten von bestimmten Menschen scheiße findet. Vielleicht liegt es nicht an mir und uns, dass Menschen euch kritisieren, sondern einfach an bestimmten Verhaltensweisen, die ihr anderen Menschen entgegenbringt.
- Und ich will nicht unbedingt sagen, dass ich und/oder die andern Menschen im Vorderhaus alles richtig und so gemacht haben. Einige Dinge hätten anders ablaufen können, Reaktionen hätten anders ausfallen können und es hätte anders und besser kommuniziert werden können.
- Am Ende waren meiner Meinung nach die Probleme und Konflikte eher ein Fall für ein Schiedsgericht oder halt für einen Neustart des Projekts. Wir haben einen Neustart für das Projekt mit einfach einer kompletten Neubesetzung vorgeschlagen, zweimal und die Reaktionen auf den erneuten Vorschlag waren so richtig miese Kacke. Dass Menschen, die im Vorderhaus wohnten, von einem Bewohner des Hinterhauses mit Wohnungsanzeigen belästigt wurden, ein Gast von uns von einem anderen Hinterhausbewohner, von „Auszugsgrüßen“ im Überweisungsbetreff, Angebrülle am Küchenfenster und dem Enfernen unserer Adresse und Namen an unserem Briefkasten wird, glaube ich, in anderen Texten schon erwähnt, deswegen geh ich da jetzt nicht näher drauf ein. Wenn wir zu dem Zeitpunkt nicht schon entschieden hätten auszuziehen, hätte mich dieser Psychoterror ohne guten Support sicher dazu bewegt.
Und jetzt?:
- Genug gepoltert erstmal. Abstand gewinnen und ein bissl klarkommen. Ich setze mich vermutlich gerne nochmal mit Menschen auseinander, die sich mit den Konflikten auseinander setzen möchten, aber erstmal will ich ein bisschen Ruhe.
- Ein Neustart für das Projekt Hafermarkt wäre einfach gut gewesen, um die festgefahrenen (und meiner Meinung nach auch toxischen) Strukturen zu beseitigen. Das hätte aber im Gesamtprojekt nur mit einer kompletten Neubesetzung funktioniert (wer das dementiert, sollte mal an die letzten 31 Jahre Konflikte im Hafermarkt denken, habe ich gehört).
Ich bin richtig froh, da raus zu sein und mir ein bisschen Ruhe zu holen, beziehungsweise meine Energie in Dinge zu stecken, die sinnvoller sind. Und ich finds richtig gut, dass jetzt ein AZ dort entsteht, auch wenn es zur Zeit nur das eine Haus zur Verfügung hat und sie leider auch noch mit Scheiße kämpfen zu haben.
(Anmerkung: Ich bin in diesen Konflikt involviert, d.h. auch emotional. Ich hab den Text jetzt nicht hammer gechillt geschrieben. Falls ihr Inhalte, Formulieren oder wa auch immer so richtig kacke findet, nehme ich konstruktive(!) Kritik gerne entgegen. Gerne ne Mail an az-hafermarkt[at]systemli.org mit Betreff „Kritik Hafer-Text 3“ schicken. Die werden dann an mich weitergeleitet.)